Das Toolmanagement-Seminar 2025 fand auch in diesem Jahr im Panoramahotel Waldenburg statt und bot zwei spannende Tage voller Fachwissen, innovativer Technologien und wertvoller Diskussionen. Die Veranstaltung gewährte einen umfassenden Einblick in den aktuellen Stand der Technik, die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) im Toolmanagement und die zunehmende Digitalisierung sowie Automatisierung der Fertigung.
Am Vortag des Seminars „Toolmanagement digital“ fand ein Workshop rund um das Thema „KI und/oder Automation“ statt.
Dr. Götz Marczinski, Geschäftsführer der CIMSOURCE GmbH, leitete den Workshop und begann mit der Frage, in welchen Fällen KI zum Einsatz kommt und was der Unterschied zu “klassischer” Automation ist. Anhand verschiedener Anwendungsfälle zur Automatisierung der NC-Verfahrenskette von der automatischen Bauteilkalkulation über die Feature-Technologie bis zu Verfahren zur Kollisionskontrolle wurde diskutiert, inwiefern KI neue Freiheitsgrade bietet und Prozesse effizienter gestalten kann. Die These: KI eignet sich, um Informationen zu erzeugen und damit Menschen die Entscheidungsfindung zu vereinfachen. Beispielsweise hilft KI, Kreditkartenmissbrauch zu erkennen. Die KI erkennt Anomalien in Transaktionsmustern, die aus der Analyse millionenfacher Zahlungsvorgänge generiert werden. Ggf. wird die Karte automatisch gesperrt bis eine menschliche Überprüfung angefordert. Daraus ergab sich zudem die Frage, wie viele Informationen notwendig sind, um eine KI-basierte Unterstützung in der Produktion und im Toolmanagement vertrauen zu können.
Im weiteren Verlauf präsentierte Dr. Peter Robl, Head of Research der Siemens AG, den aktuellen Stand der Technik in der Prozessplanung und wie diese in Zukunft durch KI automatisiert werden kann. Der Workflow vom CAD-Modell zum automatisch erstellten Arbeitsplan kann dadurch in nur wenigen Schritten erfolgen. Besondere Aufmerksamkeit galt der KI-gestützten Feature-Erkennung und ihrem Einfluss auf den Workflow. Darüber hinaus wurde gezeigt, welche Rolle Normen und eine vollständige Datengrundlage spielen, sodass CAM-Programmierer durch eine KI unterstützt werden können.
Patrick Lupo, Senior Engineer Product Design der Kennametal Deutschland GmbH, und Marco Miersemann, Senior Technical Account Manager der ModuleWorks GmbH, stellten in ihrem Vortrag die Grundlagen von KI-Modellen vor und erläuterten, wie physikalische Modelle und KI-gestützte Verfahren sich gegenüberstehen. Sie verdeutlichten, dass KI zwar viele Fragen in der Prozesskette der CAM-Programmierung beantworten kann, jedoch bei der Bewertung von Werkzeugwegen an ihre Grenzen stößt. Hier wurde mit Smart Roughing eine Lösung präsentiert, die KI und Physik miteinander vereint und durch eine optimierte Strategie Zeitersparnisse in der Fertigung von Bauteilen ermöglicht.
Nach einer kurzen Kaffeepause thematisierte Marcel Bruns, Project Lead Operation Excellence der LMT Tools GmbH & Co. KG, in seinem Vortrag einen weiteren wichtigen Aspekt der Bedeutung einer strukturierten Datengrundlage. Er stellte die Customer Experience Platform (CEP) vor, die eine durchgängige Digitalisierung des Vertriebsprozesses von Werkzeugen ermöglicht. Besonders hervorzuheben war die Integration von KI in die Zielarchitektur der CEP, die einen reibungslosen Datenfluss sicherstellt.
Boris Kaiser, Geschäftsführer der CIMSOURCE GmbH, griff die Anforderungen an eine durchgängige Datenstruktur sowie digitale Werkzeugzwillinge auf und zeigte, wie Normen eine hohe Datenqualität gewährleisten. Er diskutierte den umfangreichen Aufwand, der hinter einer vollständigen Digitalisierung steckt, und präsentierte erste Ansätze, wie KI zur Verbesserung und Anreicherung der Datenqualität beitragen kann. Dazu gehört unter anderem die automatisierte Extraktion von Daten aus DXF-Grafiken.
Diese Themen leiteten abschließend eine interessante Q&A-Session ein, woraufhin Dr. Götz Marczinski die offizielle Veranstaltung mit ein paar abschließenden Worten beendete.
Doch das sollte es noch nicht gewesen sein. Der Tag wurde mit einem gemütlichen Get-Together im Restaurant des Panoramahotels Waldenburg erfolgreich abgeschlossen.
Toolmanagement digital – Klassisch. Integriert. Automatisiert.
Das von der CIM Aachen GmbH veranstaltete Toolmanagement-Seminar wurde von Ingo Laqua, Geschäftsführer der CIM Aachen GmbH, mit der Frage eröffnet, ob KI nun das Toolmanagement übernimmt. Diese Fragestellung zog sich durch den gesamten Tag und wurde aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Neben den generellen Einsatzmöglichkeiten von KI in Produktionen und im Toolmanagement wurde auch auf deren Grenzen hingewiesen, insbesondere in Bezug auf Datenqualität und -verfügbarkeit.
Der Marktüberblick für Toolmanagement-Systeme, vorgestellt von Tim Metzen, Consultant der CIM Aachen GmbH, zeigte aktuelle Entwicklungen in den Bereichen IT-Integration, Automatisierung und KI. Während einige Toolmanagement-Systeme bereits erste KI-Module in verschiedenen Prozessen implementiert haben oder diese zur Entwicklung einsetzen, befinden sich andere Unternehmen noch in der Experimentierphase. Verschiedene Beispiele für KI-Unterstützung in der CAM-Programmierung und Kalkulation wurden präsentiert, wobei KI hier vor allem als Vorschlagssystem eingesetzt wird. Die Frage, ob die Ergebnisse der KI ausreichen, wurde intensiv diskutiert. Es wurde betont, dass eine große Menge an Trainingsdaten notwendig ist, um zuverlässige Ergebnisse zu erzielen.
Nach den Eingangsstatements der diesjährigen Aussteller, in denen die Unternehmen CIMSOURCE GmbH, E. ZOLLER GmbH & Co. KG, EXAPT Systemtechnik GmbH, COSCOM Computer GmbH und ModuleWorks GmbH ihre Produkte und möglichen KI-Anwendungen vorstellten, folgte nach einer ersten Kaffeepause ein Vortrag von Julian Sasse, Mitarbeiter der Fachhochschule Kiel, der die Vertretung für Prof. Henning Strauß übernahm. Er stellte die Möglichkeit einer durchgängigen Shopfloor-Automation mit integrierten Toolmanagement vor. Dabei hob er im Besonderen die Unterschiede des physischen und des digitalen Werkzeugwegs in der Fabrik hervor. So wurde erläutertet, welche Stationen im Toolmanagement durchlaufen werden und wie diese mit der Shopfloor-IT verknüpft sind. Ein wichtiger Aspekt war die Abbildung dieser Prozesse im digitalen Zwilling der Fabrik und die Nutzung der dabei generierten Daten zur Optimierung von Nachhaltigkeitsaspekten wie dem Product Carbon Footprint.
Sylvester Radlsbeck, Leiter Produktionsmanagement der Rile Management und Vertriebs GmbH wurde krankheitsbedingt durch Christian Erlinger, Geschäftsführer der COSCOM Computer GmbH, vertreten. Er griff das Thema der Fabrikautomation auf und wie eine solche Automation der Rile Management und Vertriebs GmbH zu einem flexiblen Fertigungssystem verhalf. Die Implementierung der COSCOM Eco Platform diente als Grundlage für ein optimiertes Werkzeugmanagement. Es wurde der Zeitablauf der Digitalisierung des Werkzeugkreislaufs dargestellt und aufgezeigt, wie diese Plattform als Basis für den künftigen Einsatz von KI in der Fertigung genutzt werden kann.
Nach der Mittagspause referierte Juri Buling, CAM-Administrator der SCHUNK SE & Co. KG in seinem Vortrag über die durchgängige Digitalisierung der Prozesse zwischen Kundenauftrag und Fertigung. Die enge Verzahnung der CAx-Kette, unterstützt durch das ZOLLERTMS, wurde als zukunftsweisender Schritt hervorgehoben. Besonders beeindruckend waren die erreichten Einsparungen der Rüstzeit von 50 bis 70 % durch optimierte Prozesse, die unter anderem durch RFID-Technologien und Paletten-Automation ermöglicht wurden.
Darauffolgend präsentierte Otto Hetzl, Geschäftsführer von HECAM-Solutions, unter anderem mit einer Live-Demonstration, wie die Automatisierung der CAM-Programmierung mit Autodesk Fusion als Teil der CAx-Kette funktioniert und welchen Herausforderungen der Werkzeugindustrie damit entgegengetreten werden kann. Welche Rolle eine zentrale Werkzeugdatenbank für eine KI-gestützte Optimierung der Bearbeitungsstrategien hat, griff er ebenfalls auf. Durch den richtigen Einsatz von KI-generierten Vorschlägen soll eine erhebliche Zeitersparnis und eine gesteigerte Effizienz in der CAM-Programmierung möglich sein.
Im Anschluss an die letzte Kaffeepause widmeten sich Marius Klose, Leiter BICC, und Alexander Denissow, Teamleiter Technology der ELAFLEX Hiby GmbH & Co. KG, der Shopfloor Automation in der Praxis und stellte die Vorteile einer durchgängigen Vernetzung von Systemen vor. Die richtige Middleware und eine saubere Datenbasis wurden als entscheidende Schlüsselfaktoren hervorgehoben. Zudem wurde demonstriert, wie KI-gestützte Datenanalyse und benutzerprogrammierte KI zur Steuerung von Montagezellen eingesetzt werden können. Besonders spannend war die Diskussion darüber, wie solche Ansätze auch im Toolmanagement umgesetzt werden können und welche Maßnahmen erforderlich sind, um eine belastbare Datengrundlage zu schaffen.
In der abschließenden Podiumsdiskussion ließen Referenten, Aussteller und Teilnehmer die Praxisvorträge Revue passieren und griffen noch einmal die dort enthaltenen Kernthemen auf, um sich der Frage zu stellen, ob und mit welchen Voraussetzungen die KI jetzt das Toolmanagement übernimmt.
Fazit:
Das Toolmanagement-Seminar 2025 hat erneut eindrucksvoll gezeigt, dass eine solide Datenbasis, durchgängige Vernetzung und intelligente Automatisierung die wesentlichen Erfolgsfaktoren für die Zukunft der Fertigung sind. Übernimmt denn jetzt die KI? Oder bleibt Produktion doch eine Veranstaltung von Menschen? Sowohl als auch, mit Tendenz Richtung Mensch. Denn um gute Entscheidungen zu treffen, braucht es nach wie vor Mitarbeiter mit Urteilsvermögen. Und Urteilsvermögen lässt sich schlecht automatisieren. Letztendlich wird die Frage sein, ob ausreichend Daten für statistische relevante Auswertungen zur Verfügung stehen. Und/oder in welchen Fällen physikalische Modelle besser wären.
Wir danken allen Referenten, Ausstellern und Teilnehmern für den wertvollen Austausch und freuen uns darauf, Sie beim nächsten Seminar wieder begrüßen zu dürfen!